kurzprosa

farbenlehre

mein name ist nemo. ich wohne dort, wo sich das licht verliert und wo die zeit in ihrem lauf stagniert. ich habe sieben seidenspinner, neun moränen, fünf lemuren und drei abendsegler. mein instrument ist die windharfe – oder die leier, wenn ich sie spielen könnte.

mein blickwinkel ist dichromatisch und richtet sich: auf blau und rot, auf saphir und rubin und nichts weiter. ich atme in gleitzeit, keine übliche luft, sondern oh zwei. meinen durst lösche ich, statt mit gewöhnlichem wasser, mit ha zwei oh.

ich bin: mensch, astloch und kurve. doch auch zyklon und hydra, wenns beliebt – und noch viel mehr: zum beispiel trockenblume, fischauge und rostfleck. auch bin ich pferd ohne kutsche, feld ohne magnet und innen- ohne außenseite.

alles, was ich kenne und liebe, was mich verfolgt und dem ich folge, selbst meine stopfleber, mein langatmiges kind, das ich psyche nannte, mein zirrhosenblick, mein verlorenes gesicht, mein missgeschick, all das – ist einzig und allein, schlicht und ergreifend, kurz und gut: ultramarin mit karmesin, azur mit purpur. nichts weiter.